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Analysen

REVOLUTION ODER ILLUSION AN DER SÄBENER STRASSE? WIRD EINE KI BALD ULI HOENEß ALS BAYERNS SUPER-MANAGER ERSETZEN?

Ich sitze hier, blättere durch Sportportale, und eine Frage geht mir nicht aus dem Kopf – eine Frage, die zunächst wie Science-Fiction klingt, aber immer mehr zu einem legitimen Diskussionsthema in den Gängen der Säbener Straße wird: Wird Uli Hoeneß, oder irgendein zukünftiger Sportdirektor mit “Gespür” und “Instinkt”, bald durch künstliche Intelligenz ersetzt?

Ich lese, und kann mich des Eindrucks nicht erwehren, dass der Fußball, dieser unser geliebter Sport der Emotionen, Leidenschaft und Unvorhersehbarkeit, immer tiefer in die kalte, berechnende Welt der Algorithmen und Binärcodes eintaucht. Immer mehr Vereine, und so auch unser FC Bayern, liebäugeln angeblich mit künstlicher Intelligenz (KI) für Scouting, Spielanalyse und sogar, halten Sie sich fest, für die Bewertung von Transfers potenzieller Stars wie Florian Wirtz oder Jonathan Tah.

Die Maschine, die alles sieht?

Es ist unbestreitbar, dass KI faszinierende Möglichkeiten bietet. Stellen Sie sich eine Software vor, die in Sekundenbruchteilen Tausende von Spielen durchforstet und versteckte Talente in entlegenen Ligen identifiziert, von denen selbst die akribischsten Scouts noch nie gehört hätten. Ein Programm, das jeden Sprint, jeden Pass, jeden Zweikampf eines jungen Spielers analysiert und mit hoher Präzision seine Entwicklungskurve vorhersagt. Oder, noch faszinierender, ein Algorithmus, der vorschlägt, dass gerade Wirtz, angesichts seiner Statistiken für xG (erwartete Tore), xA (erwartete Assists), den Prozentsatz erfolgreicher Dribblings im letzten Drittel und seine Pressingresistenz, die ideale Verstärkung für Bayern wäre – mit einem prognostizierten Marktwert, der auf Hunderten von Variablen basiert.

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Das Thema, so heißt es, wird auch an der Allianz Arena immer präsenter. Vereine wie Liverpool nutzen seit Jahren hochentwickelte Analysetools (man erinnere sich nur an die Rolle von Ian Graham und seinem Team in der Ära Jürgen Klopp), und auch Bayern, als globaler Gigant, der nach Perfektion strebt, will nicht hinterherhinken. KI kann bei der Trainingsoptimierung, Verletzungsprävention, taktischen Vorbereitung auf den Gegner helfen… All das klingt großartig, effizient und – unvermeidlich.

Aber wo ist das “Bauchgefühl” geblieben?

Dennoch, während ich über die sterilen Berichte nachdenke, die eine KI generieren würde, muss ich unweigerlich an Uli Hoeneß denken. Einen Mann, der jahrelang ein Synonym für den Erfolg des FC Bayern war, geleitet nicht nur von Zahlen, sondern auch von dem Unfassbaren – dem “Bauchgefühl”, dem Instinkt, dem menschlichen Kontakt. Kann ein Algorithmus diesen “X-Faktor” bei einem Spieler erkennen? Kann künstliche Intelligenz sich mit der Familie eines jungen Talents zusammensetzen, deren Ambitionen und Ängste spüren, Vertrauen aufbauen? Kann sie einschätzen, wie sich ein Spieler in die spezifische Kultur des “Mia San Mia” einfügen wird?

Ich erinnere mich an die Geschichten über die Transfers von Franck Ribéry oder Arjen Robben. Waren das Entscheidungen, die ausschließlich auf kalter Datenanalyse beruhten, oder gab es da auch dieses menschliche Element, die Vision, den Mut, ein Risiko einzugehen? Uli Hoeneß wusste, wie man einen Spieler anruft, ihn ermutigt, manchmal auch “väterlich” Druck ausübt. Kann eine KI das?

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Jonathan Tah, der Innenverteidiger von Leverkusen, ist jetzt ein aktuelles Thema. Die KI wird sicherlich ihre Einschätzung abgeben – seine Zweikampfstatistiken, seine Passquote bei langen Bällen, seine Geschwindigkeit. Aber wie wird die KI seine mentale Stärke in entscheidenden Champions-League-Spielen bewerten, sein Führungspotenzial in einer Kabine voller Egos?

Symbiose von Mensch und Maschine – Die Zukunft des FC Bayern?

Ich möchte nicht wie ein Technophober klingen. Im Gegenteil, ich glaube, dass die Zukunft im intelligenten Einsatz von Technologie liegt. Künstliche Intelligenz kann ein unglaublich mächtiges Werkzeug in den Händen fähiger Sportdirektoren und Trainer sein. Sie kann ihnen Daten und Erkenntnisse liefern, die das menschliche Auge oder traditionelle Scouting-Methoden einfach nicht erfassen können. Stellen Sie sich Max Eberl oder den zukünftigen Sportchef des FC Bayern vor, wie er KI nutzt, um die Auswahl potenzieller Verstärkungen von 500 auf vielleicht 20 Namen zu reduzieren. Und dann kommt der menschliche Faktor ins Spiel – Interviews, Charakterbeobachtung, die taktische Passform, die ein Trainer wie Vincent Kompany beurteilt.

Statt also zu fragen, ob KI Hoeneß ersetzen wird, ist es vielleicht richtiger zu fragen, wie der FC Bayern die Stärke der künstlichen Intelligenz am besten mit der unersetzlichen menschlichen Intuition, Erfahrung und Verhandlungsgeschick integrieren wird. Denn letztendlich ist Fußball immer noch ein Spiel, das von Menschen für Menschen gespielt wird. Und während eine KI den Marktwert von Florian Wirtz einschätzen kann, das Gefühl, das Wirtz den Fans in der Allianz Arena mit einer Aktion vermitteln würde – das ist etwas, das noch kein Algorithmus berechnen kann.

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Die Revolution steht vor der Tür, das ist sicher. Aber hoffen wir, dass in dieser Revolution nicht die Seele des Fußballs und jene menschliche Note verloren geht, die den FC Bayern jahrzehntelang so besonders gemacht hat. Die Maschine kann ein Berater sein, aber das letzte Wort sollte, zumindest noch eine Weile, der Mensch haben. Mit “Bauchgefühl” oder ohne, aber mit Verantwortung

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