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Analysen

Welche Rolle nimmt Jupp Heynckes in der Chronik des FC Bayern ein?

Jupp Heynckes feiert seinen 80. Geburtstag. Wie wichtig ist der einstige Triple-Sieger für den deutschen Rekordmeister?

München – „Jupp Heynckes war nicht nur ein großartiger Spieler und herausragender Trainer, sondern vor allem ein Mensch mit Haltung, mit Herz und mit einem feinen Gespür für seine Mitmenschen. Beim FC Bayern hat er sich größten Respekt und tiefe Zuneigung erarbeitet“, gratuliert Jan-Christian Dreesen, der Vorstandsvorsitzende des FC Bayern, Jupp Heynckes zum 80. Geburtstag und führt aus: „Ich denke besonders gern an 2013 zurück: Aus einer sehr guten Mannschaft hat er ein eingeschworenes Team geformt, so wie es seine unnachahmliche Art war – und mit dem ersten Triple im Club Geschichte geschrieben.“

„Lieber Jupp“, so Dreesen weiter, „Du warst Trainer, als ich zum FC Bayern kam, wenn man so möchte ‚mein erster‘ Trainer, ich gratuliere Dir von Herzen zu Deinem Ehrentag – und sage: Danke – für alles, was Du dem Fußball und uns beim FC Bayern gegeben hast.“

Triple-Sieg 2013 als größter Erfolg mit dem FC Bayern

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Tatsächlich wird Jupp Heynckes vor allem mit dem Triple-Sieg des FC Bayern 2013 in Verbindung gebracht. Nie zuvor war dieser historischer Coup einer deutschen Mannschaft gelungen. Zwar legte Hansi Flick 2020 mit dem Sextuple nach, allerdings holte er dieses unter den besonderen Rahmenbedingungen der Corona-Zeit, ein Vergleich ist demnach schwer.

Heynckes jedenfalls sollte man nicht nur auf den Triple-Sieg reduzieren – denn er hat eine viel größere Bedeutung für den Klub, als viele heutzutage wahrnehmen.

Entscheidend ist, dass Heynckes als Trainer von Borussia Mönchengladbach dem FC Bayern lange Zeit in den 1980er Jahren zugesetzt hat. Doch mit seinem Wechsel 1987 nach München war Gladbach nach über zwanzig Jahren als Titelkonkurrent des FC Bayern Geschichte.

Heynckes verließ Gladbach für den FC Bayern

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Heynckes wollte erst gar nicht zu den Bayern wechseln, aber in der Saison 1985/86 trafen seine Gladbacher im Achtelfinale auf Real Madrid. Im Hinspiel feierte Borussia einen 5:1-Sieg, nur um im Rückspiel im Estadio Santiago Bernabéu krachend mit 0:4 auszuscheiden.

Seinerzeit brach die Auswärtstorregel, die zur Saison 2021/22 abgeschafft worden ist, den Fohlen das Genick. „Da war ich so enttäuscht, das war furchtbar. Als ich nach Hause kam, habe ich zu meiner Frau Iris gesagt: ‚Nein, ich komme so nicht weiter, das mache ich auch nicht weiter mit, immer eine neue Mannschaft zusammenzustellen, immer um den dritten, vierten, fünften Platz zu spielen‘“, erinnerte sich Heynckes in einem Magazin zur Sonderausstellung zu Ehren des Ex-Stürmers und -Trainers der Borussia an seinen Gedanken, der damals in ihm gereift war.

Entlassung von Heynckes 1991

Heynckes wollte Pokale gewinnen, das Sieger-Gen strahlte er schon in seiner aktiven Laufbahn aus. Und diese Mentalität fand er beim FC Bayern vor. In seiner ersten Amtszeit holte Heynckes zwei Meistertitel und verfehlte das Finale im Landesmeistercup nur knapp. Doch dann rutschte der FC Bayern 1991/92 in den Abstiegskampf, Heynckes musste gehen. Sein Freund Uli Hoeneß weinte.

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Dennoch blieb die Verbindung bestehen. Heynckes holte sich mit Real Madrid 1998 die Champions League, scheiterte aber bei Trainerstationen wie in Frankfurt oder auf Schalke.

Dramatisches Duell mit Borussia Dortmund

Später kam Heynckes reifer und gelassener nach München zurück. Erst als Aushilfscoach für ein paar Wochen 2008/09. Dann begannen die dramatischen zwei Saisons 2011/12 und 2012/13.

Von Borussia Dortmund und dem FC Chelsea gedemütigt, aber 2013 beeindruckend zurückgeschlagen. Die Belohnung war das Triple – und doch war schon im Winter 2012/13 klar, dass zur kommenden Saison ein neuer Trainer in München übernimmt: Pep Guardiola.

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Höhen und Tiefen mit dem FC Bayern

Jupp Heynckes erlebte zahlreiche Auf- und Abs mit dem FC Bayern, vom Abstiegskampf über Endspielniederlagen bis hin zu ganz großen Erfolgen. 2017/18 sprang er dann nochmal ein, um die nationale Dominanz der Münchner zu sichern. In der Bundesliga wurde Borussia Dortmund noch von der Tabellenführung verdrängt. In den Pokalwettbewerben (CL-Halbfinale, DFB-Pokalfinale) reichte es ganz knapp nicht zu Titeln.

Heynckes war somit in der Bundesliga-Historie des FC Bayern stets präsent. Erst war er als Spieler und Trainer Konkurrent, dann elektrisierte sein Ehrgeiz den ganzen Klub Ende der 1980er Jahre, bevor er mit ihm im Abstiegskampf landete. Er kam zurück als väterlicher Freund, musste wieder Tiefschläge einstecken und war trotzdem erfolgreich mit den Münchnern.

Sind Lattek, Guardiola und Co. erfolgreicher beim FC Bayern gewesen?

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Zahlreiche Trainer des FC Bayern sind einmal nach München zurückgekehrt, Heynckes tat es gleich viermal. Stets hat er etwas Positives bewirkt. War er damit wichtiger für den Verein als der erste Bundesligacoach Zlatko Cajkovski, der erste Landesmeistercup-Sieger Udo Lattek, der erste CL-Sieger Ottmar Hitzfeld, das Taktikgenie Pep Guardiola oder Sextuple-Sieger Hansi Flick?

Jeder Trainer hatte sicherlich großen Impact auf den Verein, aber keiner gab dem FC Bayern über Jahrzehnte immer wieder neue Impulse auch durch seine eigene persönliche Weiterentwicklung. Die Mentalität und die langjährige Liebe zum Verein, hier dürfte Heynckes einen kleinen Vorsprung gegenüber seinen Kollegen haben.

 

 

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